Unterzuckerung mit dem Diabetestroll

Was ist überhaupt eine Unterzuckerung?

Okay, fangen wir ganz basic an – denn manchmal hilft ein frischer Blick auf das, was man (vermeintlich) schon kennt.

Eine Unterzuckerung – oder medizinisch gesagt eine Hypoglykämie – passiert, wenn dein Blutzuckerwert unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) fällt. Bei manchen Menschen fühlt sich schon ein Wert von 80 wie ein Absturz an, andere merken erst bei 50 was. So individuell wie Netflix-Empfehlungen!

Wenn du Diabetes hast – egal ob Typ 1 oder Typ 2 – und Insulin (oder bestimmte Tabletten) nimmst, bist du potenziell im Hypo-Club. Aber keine Sorge, du bist in guter Gesellschaft.


⚠️ Warum ist eine Hypo so gefährlich – oder zumindest nervig?

Dein Körper liebt Zucker. Nicht den aus der Schokolade (naja, auch), sondern Glukose im Blut. Deine Zellen brauchen sie, besonders dein Gehirn. Wenn der Zuckerspiegel zu tief fällt, geht deinem Körper sprichwörtlich der Saft aus.

Das kann ganz unterschiedlich aussehen:

🧍‍♂️ Leichte Hypo (60–70 mg/dl)

  • Zittern
  • Schwitzen
  • Herzklopfen
  • Heißhunger
  • Nervosität
  • Konzentrationsprobleme

🧑‍🦯 Mittelschwere Hypo (40–60 mg/dl)

  • Schwächegefühl
  • Verschwommenes Sehen
  • Reizbarkeit
  • Koordinationsprobleme
  • Kopfschmerzen

🧠 Schwere Hypo (<40 mg/dl)

  • Verwirrtheit
  • Sprachstörungen
  • Bewusstlosigkeit
  • Krampfanfälle
  • Lebensgefahr!

Deshalb: Schnell handeln – nicht erst googeln!


🍬 Erste Hilfe bei Unterzuckerung – Die 15-15-Regel

Wenn du eine Hypo hast, mach Folgendes:

  1. Sofort Zucker zuführen – am besten 15 Gramm schnellwirksame Kohlenhydrate. Beispiele:
    • 3 Traubenzucker-Tabletten
    • 150 ml Cola (nicht light!)
    • 1 Glas Apfelsaft
    • 1 EL Honig
  2. 15 Minuten warten
  3. Nochmals messen
  4. Wenn der Wert nicht über 100 mg/dl liegt: Nochmal Zucker essen

Danach kannst du (wenn nötig) eine kleine langsam wirkende Kohlenhydratquelle nachschieben, z. B. ein Brot oder Joghurt, damit du nicht gleich wieder absackst.


💡 Die häufigsten Ursachen für eine Hypo

🥴 Zu viel Insulin gespritzt

Klassiker. Besonders bei neu eingestelltem Diabetes oder bei Veränderungen im Alltag (Bewegung, Ernährung).

🕗 Zu lange nichts gegessen

Die Insulinwirkung läuft, aber der Nachschub fehlt.

🏃 Bewegung ohne extra KH

Sport senkt den Blutzucker – oft auch noch Stunden später.

🍷 Alkohol

Alkohol hemmt die Zuckerfreisetzung in der Leber – besonders nachts kritisch.

💊 Sulfonylharnstoffe & Co.

Manche Tabletten können Hypos auslösen (z. B. Glibenclamid).

🥵 Hitze, Krankheit, Stress

Alles, was den Stoffwechsel beeinflusst, kann dein Zuckerchaos verstärken.


🔍 Symptome erkennen – Körper, Geist, Seele

Manche spüren ihre Hypo sofort – andere gar nicht. Das nennt man Hypowahrnehmungsstörung. Aber oft gibt dir dein Körper Signale – hier eine kleine Sammlung:

Körperlich:

  • Kalter Schweiß
  • Herzrasen
  • Blasse Haut
  • Frieren

Mental:

  • Reizbarkeit
  • Schlechtes Urteilsvermögen
  • Sprachprobleme
  • Konzentrationsverlust

Emotional:

  • Panik
  • Traurigkeit
  • Verwirrung

Tipp: Führ ein Hypo-Tagebuch, wenn du merkst, dass du deine eigenen Anzeichen nicht mehr klar erkennst.


🧃 Die besten „Hypo-Snacks“ – schnell, klein, effektiv

Wenn du Diabetiker:in bist, hast du (hoffentlich) immer was Süßes dabei. Aber nicht alles hilft gleich gut.

Gut:

  • Traubenzucker
  • Saft
  • Cola (nicht light!)
  • Honig
  • Glukose-Gel

Weniger geeignet:

  • Schokolade (zu fett, wirkt zu langsam)
  • Kuchen
  • Vollkornbrot
  • Obst mit viel Ballaststoffen

Pro-Tipp:

Leg dir einen „Hypo-Notfall-Box“ an: eine kleine Dose mit 15–30 g Glukose, Saftpäckchen, und ggf. Glukagon oder Notfallkarte.


Unterzuckerung in der Nacht – Wenn der Zucker heimlich sinkt

Nächtliche Hypos sind tückisch, weil du sie oft nicht bemerkst. Anzeichen können sein:

  • Verschwitztes Aufwachen
  • Albträume
  • Unruhe
  • Kopfschmerzen am Morgen

Vorbeugen:

  • Kontrollmessung vor dem Schlafen (>120 mg/dl)
  • Eventuell einen kleinen Snack (z. B. Brot)
  • CGM-Systeme mit Alarmen nutzen
  • Insulinanpassung prüfen (besprich das mit dem Diabetologen!)

🏃‍♀️ Sport und Hypos – Wie du dich sicher bewegst

Sport ist top – aber nicht, wenn du dann in der Umkleide zitternd nach Cola suchst.

Vor dem Training:

  • Zucker messen
  • Unter 120 mg/dl? Dann einen kleinen Snack

Während des Sports:

  • Regelmäßig kontrollieren (alle 30–60 Min)
  • Immer schnelle KH dabeihaben (z. B. Gel, Saft, Traubenzucker)

Nach dem Sport:

  • Achtung auf Spät-Hypos – auch noch 8–10 Std. später möglich!

📉 Hypowahrnehmungsstörung – Wenn du’s nicht mehr merkst

Manche Menschen verlieren das Gespür für Hypos – vor allem bei vielen Hypos hintereinander. Das ist gefährlich.

Was tun?

  • Werte regelmäßig kontrollieren
  • Hypos gezielt vermeiden (temporär höhere Zielwerte)
  • CGM nutzen (z. B. mit Alarmen)
  • Schulungen besuchen!

Die gute Nachricht: Die Wahrnehmung lässt sich oft wieder „trainieren“ – mit Hilfe deines Diabetesteams.


💬 Alltag mit Hypo – Geschichten, die nur Diabetiker verstehen

„Ich saß im Supermarkt zwischen den Gummibärchen und wusste nicht mehr, wo ich wohne.“
„Ich war bei einem Bewerbungsgespräch – und habe währenddessen ein Nutellabrötchen gegessen.“
„Ich habe um 3 Uhr nachts den Kühlschrank geplündert und mich morgens gefragt, wer die Pizza gegessen hat.“

Klingt lustig – ist aber bitterernst. Unterzuckerung kann deine Persönlichkeit kurzfristig verändern, deine Urteilsfähigkeit ausschalten und dich in peinliche Situationen bringen.

Und trotzdem: Du bist nicht allein. Und du musst dich nicht schämen.


📱 Technische Helfer gegen Hypos

CGM & FGM (kontinuierliche Glukosemessung)

  • Zeigen dir, wo dein Zucker gerade ist
  • Warnen dich vor einem Absturz
  • Ideal in Kombination mit Smartwatch, Pumpe, App

Insulinpumpen

  • Basalrate kann automatisch angepasst werden
  • Kombinierbar mit CGM für Closed-Loop-Systeme

Smart Pens

  • Erinnern dich an Injektionen
  • Zeigen, wann du zuletzt gespritzt hast

Psychologische Seite der Hypo – Angst, Kontrolle, Scham

Viele Menschen mit Diabetes entwickeln eine echte Hypo-Angst. Man geht lieber zu hoch als zu tief, sagt Termine ab, meidet Sport oder Unternehmungen.

Wichtig:

  • Sprich darüber – mit deinem Arzt, deinem Partner, deiner besten Freundin
  • Lass dir helfen – Schulungen, Gespräche, Community
  • Du bist nicht „schwach“, wenn du Angst vor einer Hypo hast. Du bist einfach ein Mensch mit Verantwortung.

Die Hypo-Checkliste für deinen Alltag

🟩 Glukose immer dabei
🟩 Saft oder Zucker griffbereit – auch nachts
🟩 CGM oder regelmäßige Messungen
🟩 Hypo-Tagebuch führen
🟩 Notfallkarte im Portemonnaie
🟩 Glukagon für Angehörige sichtbar deponieren
🟩 Schulung & Austausch mit anderen


🎯 Fazit: Hypo ist nicht gleich Hypo – aber immer ernst zu nehmen

Unterzuckerung ist wie ein ungeplanter Besuch: Er kündigt sich manchmal an, manchmal steht er plötzlich im Wohnzimmer – aber du musst wissen, was du dann tust.

Ob du Diabetes Typ 1, Typ 2 oder LADA hast – das Wissen über Hypos, dein Körpergefühl und der richtige Umgang können dir Lebensqualität zurückgeben.

Euer Diabetestroll

Unterzuckerung mit dem Diabetestroll

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