
Insuline im Überblick mit dem Diabetestroll
🧬Wozu überhaupt Insulin?
Fangen wir ganz vorne an – wie im echten Leben.
Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird – genauer gesagt in den Beta-Zellen der Langerhans’schen Inseln (Fun Fact: Die heißen wirklich so!). Dieses Hormon hilft dem Körper, Zucker aus dem Blut in die Zellen zu bringen, wo er als Energie genutzt wird.
Wenn dein Körper selbst nicht genug Insulin produziert (Typ-1-Diabetes) oder das Insulin nicht richtig wirkt (Typ-2-Diabetes), musst du nachhelfen – mit Insulin von außen.
Aber Achtung: Es gibt nicht „das eine“ Insulin. Nein, es gibt eine ganze Familie, fast schon ein ganzes Universum von Insulinen.
Die große Insulin-Familie – eine kleine Übersicht
Insuline unterscheiden sich in drei Dingen:
- Wie schnell sie wirken (Wirkungseintritt)
- Wie lange sie wirken (Wirkdauer)
- Wie stark sie wirken (Wirkmaximum)
Und danach werden sie grob in 5 Kategorien eingeteilt:
Kategorie | Wirkungseintritt | Wirkungsgipfel | Wirkdauer |
---|---|---|---|
Ultrakurz (z. B. Fiasp) | 5–15 Min | 30–90 Min | 3–5 Std |
Kurz (z. B. Actrapid) | 30–60 Min | 2–4 Std | 6–8 Std |
Intermediär (z. B. NPH) | 1–2 Std | 4–12 Std | 12–18 Std |
Lang (z. B. Lantus) | 1–2 Std | Kein klarer Gipfel | 20–24 Std |
Ultralang (z. B. Tresiba) | 1–2 Std | Kein Gipfel | >42 Std |
Das ist natürlich nur ein grober Fahrplan. Jeder Mensch reagiert ein bisschen anders.
🕒 Die Kurzarbeiter: Schnell und ultrakurz wirkende Insuline
Diese Insuline sind deine besten Kumpel, wenn du Pizza, Pasta oder Pfannkuchen liebst – also bei der Mahlzeitenabdeckung.
Ultrakurz: Die Formel 1 unter den Insulinen
Beispiele:
- Fiasp (Insulin aspart mit Beschleuniger)
- Lyumjev (Insulin lispro + Zusatzstoffe)
- Apidra (Insulin glulisin)
- NovoRapid / Humalog (auch sehr schnell)
Eigenschaften:
- Wirken schon nach 5–15 Minuten
- Maximalwirkung nach ca. 1 Stunde
- Weg nach 3–5 Stunden
Vorteile:
- Perfekt für spontane Mahlzeiten
- Gute Nachbildung des natürlichen Insulinpiks nach dem Essen
- Geringeres Risiko für Unterzucker danach
Beispiel:
Du siehst beim Bäcker ein Schokocroissant und denkst: „YOLO!“ – Ein Schuss Fiasp und du kannst (fast) sofort losnaschen.
Kurz wirkende Insuline (Altinsuline)
Beispiele:
- Actrapid
- Insuman Rapid
Eigenschaften:
- Wirkungseintritt nach 30–60 Minuten
- Wirkungsgipfel nach 2–4 Stunden
- Dauert bis zu 8 Stunden
Nachteile:
- Nicht ideal für moderne Mahlzeiten – zu langsam
- Höheres Risiko für spätere Unterzuckerung
Verwendung:
Wird heute eher selten verschrieben, aber in Kliniken oder bei Mischinsulinen noch genutzt.
Die Langstreckenläufer: Basalinsuline
Diese Insuline sorgen für den Grundbedarf – also auch wenn du nichts isst. Man nennt das auch Basalbedarf oder „Hintergrundinsulin“.
Intermediär wirkende Insuline (NPH)
Beispiele:
- Insuman Basal
- Protaphane
- Huminsulin Basal
Wirkung:
- Beginn nach 1–2 Stunden
- Gipfel nach 4–12 Stunden
- Weg nach 12–18 Stunden
Besonderheit:
- Trübe Flüssigkeit, weil es sich um eine Suspension handelt – muss vor Gebrauch geschwenkt werden
- Kann zu nächtlichen Hypos führen
- Schwankungen in der Wirkung
Heute eher bei Menschen ohne Zugang zu neueren Insulinen im Einsatz.
Langwirkende Insuline (modernes Basalinsulin)
Beispiele:
- Lantus (Insulin glargin 100)
- Levemir (Insulin detemir)
Wirkung:
- Beginn: 1–2 Stunden
- Kein klarer Gipfel
- Wirken ca. 20–24 Stunden
Vorteile:
- Konstante Wirkung – weniger Schwankungen
- Gute Basalversorgung für den Alltag
Tipp:
Lantus wird meistens 1× täglich abends gespritzt, Levemir manchmal auch 2× täglich, weil es etwas kürzer wirkt.
Ultralang wirkende Insuline – die Marathonläufer
Beispiele:
- Tresiba (Insulin degludec)
- Toujeo (Insulin glargin 300)
Wirkung:
- Sehr flacher, stabiler Verlauf
- Wirken bis zu 42 Stunden (Tresiba)!
- Geringes Hypo-Risiko
- Flexible Spritzzeiten (z. B. bei Schichtarbeit sehr praktisch)
Anwendung:
Perfekt für Menschen mit unregelmäßigem Alltag, Kindern, älteren Personen oder Angst vor Hypos.
Premix-Insuline – Die Kombipackung
Hier werden kurz- und langwirksames Insulin gemischt. Praktisch für Leute, die keine Lust auf viele Spritzen haben oder eine einfache Struktur brauchen.
Beispiele:
- NovoMix 30
- Humalog Mix 25
- Insuman Comb 25
Vorteil:
- Weniger Spritzen
- Klarer Tagesablauf
Nachteil:
- Wenig flexibel
- Feste Essenszeiten
- Höheres Hypo-Risiko
Wie finde ich das richtige Insulin für mich?
Das hängt von vielen Faktoren ab:
Kriterium | Bedeutung |
---|---|
Typ (Typ-1 oder Typ-2) | Bei Typ-1 meist intensivierte Therapie mit Basis + Bolus |
Alter | Kinder brauchen oft flexible Lösungen |
Alltag | Schichtarbeit, unregelmäßige Zeiten → ultralange Insuline hilfreich |
Angst vor Hypos | Flache Insuline mit weniger Unterzuckerung |
Technik | Pumpe, Pen, CGM – was passt zu dir? |
Am besten: Mit Diabetologen besprechen!
Und ausprobieren – manchmal passt es beim zweiten oder dritten Versuch besser.
🔬Zukunft der Insuline – Smart, klein & clever
Die Forschung schläft nicht! In den nächsten Jahren könnten uns erwarten:
- Smart Insulin: Wirkt nur, wenn Zucker zu hoch ist
- Insulin-Pflaster: Ohne Spritzen!
- Mikropumpen unter der Haut
- Biosynthetische Optimierungen – z. B. noch schnellere oder flachere Insuline
- Closed-Loop-Systeme (künstliche Bauchspeicheldrüse)
Die Vision: Diabetes wird immer einfacher zu managen – und das ist mega!
Vergleich der Insuline (vereinfacht)

Merksätze zum Mitnehmen
- Insulin wirkt nicht sofort – immer die Zeit einrechnen!
- Nicht jedes Insulin passt zu jedem Lebensstil
- Lang ist nicht immer besser – manchmal braucht’s Kombis
- Je besser du verstehst, wie dein Insulin wirkt, desto sicherer fühlst du dich
Fazit – Insuline sind wie Werkzeuge: Du brauchst das richtige zur richtigen Zeit
Insuline sind keine Wundermittel, aber sie sind Lebensretter. Und sie sind so individuell wie du.
Ob du der spontane Pizzaliebhaber bist, der Langschläfer, die Mama mit Stillbaby oder der Nachtschichtler – für jeden gibt’s das passende Insulin.
Wichtig ist: Verstehen, beobachten, anpassen – und niemals mit dir selbst zu hart sein, wenn’s mal nicht rund läuft.
Euer Diabetestroll