
Überzuckerung mit dem Diabetestroll
🚀 Was ist überhaupt eine Überzuckerung?
Du hast Diabetes? Dann kennst du das Gefühl vielleicht:
Klebriger Mund. Kopfschmerzen. Müdigkeit. Und der Teststreifen zeigt einen Wert jenseits von Gut und Böse.
Eine Überzuckerung – oder medizinisch gesagt: Hyperglykämie – bedeutet, dass dein Blutzucker zu hoch ist. Ab wann? Tja, das ist so ein bisschen wie beim Wetter: Ab 25 Grad sagen die einen „schön warm“, die anderen „viel zu heiß!“
Als Faustregel gilt:
- Ab 180 mg/dl (10 mmol/l) nach dem Essen: erhöht
- Ab 250 mg/dl (13,9 mmol/l): definitiv zu hoch
- Ab 300 mg/dl (16,7 mmol/l): kritisch – Alarmstufe Rot
Aber der Wert allein ist nicht alles. Es kommt drauf an, wie lange er so hoch bleibt, wie du dich fühlst, und was dein Körper daraus macht.
🤯 Warum ist zu viel Zucker im Blut eigentlich schlecht?
Klar, Zucker klingt erstmal harmlos – ist ja süß und lecker. Aber im Blut kann er ganz schön fies sein. Denn wenn nicht genug Insulin da ist, bleibt der Zucker im Blut und kommt nicht in die Zellen. Und was passiert dann?
Kurzfristig:
- Durst, viel Pinkeln
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Schlechte Laune (aka „Zuckerzorn“)
Langfristig:
- Nervenschäden (Neuropathie)
- Augenprobleme (Retinopathie)
- Nierenschäden (Nephropathie)
- Herz-Kreislauf-Risiken
- Wundheilungsstörungen
Richtig gefährlich:
Wenn dein Zucker extrem hoch ist (z. B. > 350–400 mg/dl) und dein Körper anfängt, Fettreserven zu verbrennen, kann das zu einer Ketoazidose führen – eine Notfallsituation!
Ursachen für eine Überzuckerung – warum passiert das überhaupt?
Gute Frage. Es gibt viele Gründe, warum dein Zucker durch die Decke schießt. Und manchmal ist es eine Mischung aus mehreren:
💉 Zu wenig Insulin
- Bolus vergessen
- Basalrate zu niedrig
- Katheter abgegangen (bei Pumpenträger:innen)
- Insulin schlecht oder abgelaufen
🍝 Zu viel oder falsches Essen
- KH-Schätzung daneben (Wer kennt’s nicht bei Omas Kartoffelauflauf?)
- Spontane Fressattacke (Hallo, Hypo-Rebound!)
- Verzögerte Wirkung bei fettigen Mahlzeiten (Pizzaeffekt!)
🤒 Krankheit oder Stress
- Fieber, Infekte → Cortisol → Zucker steigt
- Körperlicher Stress (OP, Schmerzen)
- Psychischer Stress (Prüfung, Streit)
🏋️♀️ Wenig Bewegung
- Muskelarbeit senkt Zucker – Bewegungsmangel hebt ihn
💊 Medikamente
- Kortison
- Bestimmte Antibiotika oder Antidepressiva
🤷♂️ Unbekannte Gründe
Manchmal steigt der Zucker auch einfach… weil’s Dienstag ist. Diabetes eben.
Symptome einer Überzuckerung – Wie fühlt sich das an?
Manche Menschen merken ihren hohen Zucker ganz deutlich – andere spüren kaum etwas.
Hier sind typische Anzeichen:
- Starker Durst
- Häufiges Wasserlassen
- Müdigkeit, Schlappheit
- Trockene, juckende Haut
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen (alles verschwommen)
- Reizbarkeit
- Fruchtiger Atem (bei Ketoazidose)
- Übelkeit, Bauchschmerzen
Tipp: Wenn du sowas spürst – messen, nicht raten!
Was tun bei Überzuckerung? Schritt für Schritt
Hier ist dein persönlicher Überzucker-Fahrplan:
- Blutzuckerwert checken – ist er wirklich hoch?
- Ursache suchen:
- Bolus vergessen?
- Falsche KH geschätzt?
- Stress?
- Krankheit?
- Korrektur spritzen – je nach Schema und Insulin-Wirkfaktor
- Viel Wasser trinken – hilft dem Körper, Zucker auszuscheiden
- Bewegung? Nur, wenn kein Ketontest positiv ist!
- Ketone messen, wenn der Wert über 250–300 mg/dl liegt
- Bei Übelkeit oder Keton-Erhöhung → Arzt/Klinik!
🧪 Ketone & Ketoazidose – der gefährliche Teil
Wenn der Körper bei Insulinmangel keine Glukose verwerten kann, verbrennt er Fett → dabei entstehen Ketone – Säuren, die deinen Blut-pH-Wert senken. Ergebnis: Ketoazidose – lebensgefährlich!
Symptome:
- Übelkeit, Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Tiefe, schnelle Atmung (Kussmaul-Atmung)
- Acetongeruch im Atem („Nagellack“-Geruch)
- Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit
Was tun?
- Sofort Insulin spritzen (Korrektur!)
- Viel Wasser trinken
- Arzt rufen oder Notaufnahme aufsuchen, wenn keine Besserung
Besonders wichtig bei Typ-1-Diabetes, z. B. wenn Katheter abgegangen oder Pumpe leer!
🧃 Überzuckerung durch Gegenregulation – Hypo-Rebound
Du hattest eine Hypo und hast dich „schnell gerettet“ mit:
- Saft
- Schokoriegel
- Gummibärchen
- Nutella-Brot
- … und noch einem Donut
15 Minuten später → „Jetzt bin ich safe!“
Eine Stunde später → Zucker bei 350!
Willkommen beim Rebound-Effekt. Dein Körper hat zusätzlich noch Stresshormone ausgeschüttet, die den Zucker hochtreiben. Und du hast „aus Panik“ vielleicht zu viel gegessen.
Tipp: 15-15-Regel befolgen, Geduld haben, und KEINE Fressattacke starten.
🧮Blutzucker-Korrektur berechnen – So geht’s easy
Beispiel:
- Zielwert: 100 mg/dl
- Aktueller Wert: 250 mg/dl
- Korrekturfaktor: 50 (d. h. 1 Einheit senkt um 50 mg/dl)
Rechnung: (250 – 100) ÷ 50 = 3 Einheiten Insulin
Wichtig:
- Nicht zu schnell hinterher spritzen
- Nicht doppelt korrigieren
- Wirkdauer abwarten (ca. 3–5 Stunden)
🛌 Nächtliche Überzuckerungen – die schlaflose Gefahr
Gerade nachts kann der Zucker steigen – oft unbemerkt.
Mögliche Gründe:
- Spät gegessen (Pizza? Pasta?)
- Basalrate zu niedrig
- Rebound nach nächtlicher Hypo
- Albträume, Stress
- Krankheit
Tipp:
- CGM mit Alarmen
- Basalrate checken
- Messung um 3 Uhr nachts, wenn du Probleme vermutest
Was tun bei häufigen Überzuckerungen?
Wenn du regelmäßig hohe Werte hast – vor allem morgens oder nach bestimmten Mahlzeiten – lohnt sich ein genauer Blick auf deine Therapie.
Checkliste:
- Passt dein Insulin?
- Ist dein Pen oder Pumpe in Ordnung?
- Richtige KH-Schätzungen?
- Mahlzeitenstruktur? (Fett, Eiweiß, Ballaststoffe beeinflussen den Verlauf!)
- Stresslevel?
- Schlafqualität?
Hilfsmittel:
- Blutzuckertagebuch führen
- CGM-Daten analysieren
- Schulung oder Beratung beim Diabetologen
🧠 Psychologie der Überzuckerung – Frust, Schuld, Kopfkino
Du misst einen Wert über 300 – und sofort fühlst du dich:
- Schuldig
- Frustriert
- Überfordert
- Wütend
STOPP!
Ein hoher Wert ist kein persönliches Versagen, sondern ein Hinweis: „Hey, hier läuft gerade was schief – guck mal nach.“
Also:
- Nicht in Panik verfallen
- Nicht emotional korrigieren („Ich hau jetzt 10 Einheiten rein“)
- Nicht vergleichen! Jeder Körper reagiert anders.
🛠️ Tools & Tricks gegen Überzuckerung im Alltag
- Bolus vor dem Essen geben (15–20 Min vorher)
- Fett- und Eiweißreiche Mahlzeiten splitten (z. B. bei Pizza, Döner, Pasta)
- Bewegung einbauen – kleiner Spaziergang nach dem Essen
- Stress-Management – Meditation, Yoga, Journaling
- CGM nutzen – Kurven besser verstehen
- Backup-Insulin dabeihaben (auch unterwegs)
✨ Fazit – Überzuckerung ist nervig, aber (meist) kein Weltuntergang
Ein hoher Blutzucker ist wie ein Fehltritt auf einem Wanderweg. Nervig, ja. Aber kein Grund, gleich alles abzubrechen.
Denk dran:
- Jeder hat mal einen schlechten Zucker-Tag
- Dein Blutzuckerwert ist kein Persönlichkeitsmerkmal
- Du hast die Tools – und du lernst jeden Tag dazu
💬 Sprüche für die Zuckerkrise
„Heute ist mein Zucker höher als meine Motivation.“
„Ich bin nicht wütend, ich bin nur hyperglykämisch.“
„Diabetes – das ist, wenn dein Körper heimlich gegen dich wettet.“
„Mein CGM piept öfter als mein Handy.“
Überzuckerungen sind lästig, aber mit ein bisschen Wissen und Vorbereitung kannst du sie gut managen. Bleib ruhig, handle schnell und pass gut auf dich auf. Du hast das im Griff! Bis bald und bleib gesund!
Euer Diabetestroll