Schwitzen mit dem Diabetestroll

Schwitzen ist menschlich – aber was ist mit Diabetes?

Jeder schwitzt mal. Beim Sport, im Sommer, beim Spicy Curry – oder wenn man mal kurz Stress hat, weil der Bus ohne einen losfährt. Ganz normal. Aber: Was, wenn das Schwitzen plötzlich überhandnimmt – oder ohne erkennbaren Grund auftritt?

Viele Menschen mit Diabetes kennen das: Du sitzt still, plötzlich läuft dir der Schweiß über den Rücken. Oder dir wird eiskalt und gleichzeitig nass unter den Achseln. Oder du wachst nachts auf und denkst, du hast in einem Wasserbett geschlafen – aber es war dein eigenes Schwitzwerk.

Was steckt dahinter?
Und: Muss man sich Sorgen machen?

Wir schauen’s uns gemeinsam an!


Warum schwitzt der Mensch überhaupt?

Kleine Wiederholung aus dem Bio-Unterricht – ganz kurz:

Schwitzen ist eine natürliche Funktion des Körpers, um:

  • die Körpertemperatur zu regulieren
  • Stresshormone abzubauen
  • auf Reize wie Hitze, Anstrengung oder Emotionen zu reagieren

Dabei sind Schweißdrüsen am Start – vor allem unter den Armen, auf der Stirn, an den Händen und Füßen. Und das Nervensystem regelt, wann sie Gas geben.

Und jetzt kommt Diabetes ins Spiel.


Wie beeinflusst Diabetes das Schwitzen?

Diabetes kann das Schwitzen auf verschiedene Arten beeinflussen – und zwar in beide Richtungen: Es kann sein, dass du mehr schwitzt als andere, aber es kann auch passieren, dass du weniger schwitzt.

Warum? Wegen zwei Hauptgründen:

Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Der Klassiker! Wenn der Blutzucker zu stark fällt, reagiert der Körper mit einem Notfallprogramm:

  • Adrenalin wird ausgeschüttet
  • Herzschlag wird schneller
  • Und – du hast es erraten – du fängst an zu schwitzen!

Typisch: Kalter Schweiß auf Stirn und Nacken, Gänsehaut, Zittern, Schwindel.

Das ist einer der wichtigsten Warnhinweise auf eine Unterzuckerung – also gut aufpassen!


Diabetische Neuropathie (Nervenschäden)

Langfristig kann Diabetes die Nerven schädigen – auch das autonome Nervensystem, das z. B. den Schweiß reguliert.

Mögliche Folgen:

  • Übermäßiges Schwitzen am Oberkörper, Kopf und Gesicht
  • Trockene, schuppige Haut an Händen und Füßen, weil dort die Schweißdrüsen ausfallen
  • Nächtliches Schwitzen, auch ohne Unterzucker

Das ist kein böser Fehler von dir – sondern eine Folge, die oft schleichend kommt. Aber man kann etwas dagegen tun!


Typische Situationen: Schwitzen bei Diabetes – Was bedeutet was?

Hier ein paar „Klassiker“ aus dem Leben mit Diabetes:


🥵 Du wachst nachts klitschnass auf

👉 Mögliche Ursache: nächtliche Unterzuckerung
Der Körper merkt den tiefen Zucker – und schüttet Stresshormone aus, um dich zu wecken. Ergebnis: Kalter Schweiß + Unruhe + Herzklopfen.

Was hilft?

  • Vor dem Schlafen messen
  • Evtl. mit CGM und Alarm arbeiten
  • Nicht hungrig schlafen gehen
  • Insulinanpassung prüfen

😰 Dir läuft im Sitzen der Schweiß runter

👉 Mögliche Ursache: autonome Neuropathie

Wenn dein Nervensystem aus dem Gleichgewicht kommt, kann es passieren, dass die Schweißdrüsen verrückt spielen – auch ohne Sport oder Hitze.

Typisch: Gesichtsschweiß beim Essen, plötzlicher Schwitzausbruch in Ruhe, Unwohlsein.

Was tun?

  • Neurologen oder Diabetologen ansprechen
  • Medikamentöse Behandlung möglich
  • Kleidung & Umgebung anpassen (leichte Stoffe, Ventilator etc.)

🤷 Du schwitzt nicht mal beim Sport

👉 Mögliche Ursache: Nervenschäden in Schweißdrüsenbereichen

Klingt erstmal nicht schlimm – aber Achtung: Ohne Schweiß kann der Körper sich nicht abkühlen. Du überhitzt schneller, fühlst dich schlapp und gefährdet beim Training.

Tipp:

  • Auf Überhitzung achten
  • Viel trinken
  • Sport langsam angehen
  • Mit dem Arzt sprechen!

Was steckt medizinisch genau dahinter? (Einfach erklärt)

Dein Nervensystem ist der Dirigent deines Körpers. Besonders das sogenannte vegetative Nervensystem (auch autonomes Nervensystem) ist für automatische Prozesse zuständig – Herzschlag, Atmung, Verdauung … und eben auch das Schwitzen.

Wenn die Nerven durch dauerhaft hohen Blutzucker geschädigt werden, kann das dazu führen, dass der Körper nicht mehr richtig regulieren kann – also entweder zu viel oder zu wenig schwitzt.

Diese Form nennt man:

Autonome diabetische Neuropathie

Sie betrifft:

  • Herz-Kreislauf-System (z. B. Pulsregulation)
  • Magen-Darm-Trakt (z. B. Gastroparese)
  • Blase
  • Und eben das Schwitzen

Je länger man Diabetes hat – und je schlechter er eingestellt ist – desto wahrscheinlicher sind solche Probleme. Aber: Sie sind nicht unausweichlich!


Was kannst du gegen übermäßiges Schwitzen tun?

Okay, Schwitzen nervt. Aber du kannst einiges tun, um es in den Griff zu bekommen.

✅ Medizinisch:

  • Neuropathie behandeln – z. B. mit Medikamenten wie Alpha-Liponsäure
  • Insulintherapie anpassen – z. B. bei nächtlicher Hypo
  • Blutzuckerwerte engmaschiger kontrollieren
  • Ketonwerte checken, falls du dich komisch fühlst

✅ Alltagstipps:

  • Leichte, atmungsaktive Kleidung (Baumwolle, Leinen)
  • Wechselkleidung dabeihaben
  • Handtuch im Rucksack
  • Antitranspirant (nicht nur Deo!) z. B. mit Aluminiumchlorid
  • Kühle Duschen
  • Nach dem Essen leichte Bewegung statt Sofa

Und was tun bei zu wenig Schwitzen?

Auch das ist ein Thema. Wenn du kaum noch schwitzt – z. B. an den Beinen oder Füßen – dann:

  • Regelmäßig Füße eincremen! Trockene Haut = Risiko für Risse, Infektionen
  • Fußpflege beachten (Diabetischer Fuß!)
  • Viel trinken, um den Kreislauf zu unterstützen
  • Nicht überhitzen – Kopfbedeckung, Ventilator, schattige Plätze

Wenn du merkst, dass du gar nicht mehr schwitzt – auch beim Sport oder in der Sauna nicht – solltest du das medizinisch abklären lassen.


Unterschiede bei Typ-1 und Typ-2-Diabetes

Die Symptome können bei beiden Typen auftreten, aber:

  • Typ 1: Schwitzen oft bei Hypoglykämie, da hier Insulinmangel schneller zu Unterzucker führt
  • Typ 2: Schwitzen häufiger als Folge von Übergewicht, Blutdruck, Metformin oder Nervenschäden

Es gibt also keine klare Trennung – aber die Auslöser sind manchmal unterschiedlich.


Das emotionale Schwitzen – Stress, Angst, Unterzucker

Viele Menschen mit Diabetes kennen das Gefühl: Du merkst, dein Zucker ist niedrig – und plötzlich bist du nervös, zittrig und schwitzt wie verrückt.

Das ist nicht „nur körperlich“. Es ist auch emotional.

Stress, Angst vor einer Hypo, Unsicherheit bei der Fahrt oder Prüfung – all das kann zusätzliches Schwitzen auslösen. Und wenn du das dann spürst, macht es dich noch nervöser – ein Teufelskreis.

Was hilft?

  • Entspannungstechniken (Atmen, progressive Muskelentspannung, Meditation)
  • Hypowahrnehmung trainieren
  • Routinen für unterwegs
  • Und: Mit anderen Betroffenen reden – du bist nicht allein!

Fazit – Schwitzen mit Diabetes ist lästig, aber erklärbar

Schwitzen ist nicht gleich Schwitzen. Wenn du Diabetes hast, ist es gut, hinzuschauen:

  • Ist es eine Hypo?
  • Oder eine Nervenreaktion?
  • Vielleicht ein Medikamenteneffekt?
  • Oder einfach: Stress, Hitze, Hormone?

Egal was – du kannst etwas tun.
Red mit deinem Diabetologen, führ ein Schweiß-Tagebuch, nimm dich ernst – und gib dir Zeit.

Du bist nicht „komisch“, wenn du schwitzt – du bist ein Mensch mit Diabetes. Und dein Körper spricht mit dir. Hör gut hin. ❤️


Mini-Checkliste – Wenn du plötzlich stark schwitzt

🟩 Zucker messen
🟩 Ketone prüfen (bei Unsicherheit)
🟩 Kleidung lockern
🟩 Ruhig atmen
🟩 Notfall-Snack, wenn Hypo
🟩 Notfalls: Arzt anrufen

Bleibt immer hydriert!

Euer Diabetestroll

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